Samstag, 18. April 2009

Ach ja? Da hatten wir ’ne Klassenfahrt??


Sie gleiten immer so leicht in die Vergessenheit, die Klassenfahrten. Deswegen werde ich hier unsere aus dem Jahr 2008 festhalten.
Ich überlege mir eben meine Perspektive… ich denke wir nehmen sie als Tagebuch, ist ja altbewehrt. Nur eins noch: Einzelheiten gibt’s nicht, denn eine Klassenfahrt besteht nicht aus einem Programm und es ist schließlich ganze 4 ½ Monate her, wie soll ich mich da noch an was erinnern?!
Nur eins hat sich in mein Gedächtnis gefressen: Es war am 10. November, am ziemlich frühen Morgen…


10. November 2008

Wir haben gefühlte 4 Uhr, mir ist kacke kalt und mein Vater sieht mich genervt an. Viel zu früh los gefahren und jetzt stehen wir auf’m Parkplatz und warten darauf, das endlich mal die anderen eintrudeln.
Ich bin ja ein Mädchen, hab also das inoffizielle Recht mindestens 3 Koffer mitzunehmen für 5 Tage. Hab ich dann auch gemacht. Rucksack, Koffer, Kulturbeutel, alles drin.
Also stehen wir da… und stehen… und man kennt das ja, mit der Zeit wird man unruhig. Da kommen dann Gedanken wie: Ist man wirklich richtig? War wirklich diese Bushaltestelle gemeint? Waren es wirklich 5 Uhr und nicht doch 4? Nach gefühlten 3 Stunden endlich ein Auto. Man hatte es ja nicht mehr zu hoffen gewagt. Irgendwie.
Es war Herr Asendorf und wenig später traf dann auch Herr Krebs ein, als weibliche Begleitperson Frau Hengstermann. Na super.
Also das soll jetzt keine Kritik sein.
Beim Anblick unseres Busfahrers überkam uns dann jähe Zuneigung: Der Mann sah so müde aus, wie wir uns fühlten.
Die Taschen wurden freundlicherweise verstaut (von uns selbst, aber immerhin durften wir den Bus berühren) und man ergatterte, oder man ergatterte nicht, einen der Fensterplätze.
Dann saß man da, es war draußen dunkel und es stürmte… die Stimmung mutete an wie der Vorspann eines Horrorfilmes zu werden, kann man ja behaupten was man will.
Nach.. wie viele Stunden Fahrt waren es? Ich denke um den Dreh vier oder fünf, kamen wir dann an in Berlin.
Jetzt kommt es aber darauf an, was man unter „ankommen“ definiert.
Man fragte sich eben, was das hier für ein komischer Vorort ist, als einem bekannt gegeben wird: Wir sind da. Oh? Sind wir doch so weit von der Innenstadt weg, oder sieht das nur so aus?
Von einigen Seiten kamen dann Sätze wie „Ist das da der Fernsehturm?“ Nein, das ist ein Telefonmast. Ungeschlagen: Ist das da die Ostsee?? Herrn Krebs hier ein Danke für seine Geduld.

Und dann sahen wir sie:
Die Jugendherberge am Wannsee, genauer am Nikolassee. Endlich da.
Und die Typen an der Rezeption waren ja auch nicht schlecht… ja, ist klar.
An diesem Tag fuhren wir dann auch das erste Mal Berliner U-Bahn „Kommt heil wieder, die Berliner haben gerne mal ein Messer dabei“ – ok Herr Krebs… warum sind wir noch mal dahin gefahren?
Eins müssen wir Herr Asendorf lassen: Sein Äußeres trügt!
Was ist dieser Mann gelaufen!!!!!!!
Kaum waren wir da, er war nicht mehr zu sehen.
Und er konnte auch nicht verstehen, wie wir denn nach drei Stunden Berlin nach fünf Stunden Busfahrt erschöpft sein konnten. Was ist nur mit der Jugend von heute.
Nachdem Tag eins mit einem überraschend leckeren Abendessen überstanden war, folgte Tag zwei.

11. November 2008

Es ist ziemlich früh morgens (7 Uhr) und wir müssen aufstehen wegen dem unerbittliche Timing von unseren begleitenden Lehrkräften.
Wer nicht pünktlich war wurde nicht von einem sanften Pochen an der Tür geweckt, sondern von dem Klingeln des Handys. Herr Asendorf als König der Technik war sich viel zu schade, Treppen zu steigen. Soviel zum Thema Sportlichkeit, und die anderen hatten schlichtweg keine Lust.
Also standen wir, von alleine oder geweckt auf, frühstückten und machten dann eine Sightseeing-Tour durch die Innenstadt.
Wir erfuhren eine Menge und vergaßen ziemlich alles, aber Fotos machen war Pflicht. Hinterher noch Berliner Hauptbahnhof angeschaut und Reichstag, wo uns noch ein Tag im Bundestag erwartete. Ja super.
Dieser erwartete uns dann auch gleich am Abend…oder war es am nächsten Tag?
Es kommt ja nicht so auf’s Zeitliche an, verschieben wir ihn auf morgen, dann hab ich da auch noch was zu erzählen.
Also machen wir am zweiten Tag shoppen gehen (mittlerweile bin ich mir sicher das Reichstag am zweiten Tag war) und liefen uns die Füße wund, während unsere Lehrer quietschfidel durch die Gegend liefen. Wie machten die das nur??
Auf der Rückfahrt erzählte uns Herr Krebs noch interessante Dinge aus der Kindheit und am Abend ein sehr lustiger…ein Versehen.
Ein Schüler der Parallelklasse (also von der G9d. Mit welcher Klasse waren wir nochmal auf Klassenfahrt...?) hat wohl Herr Asendorf ganz unabsichtlich mit einem Schüler verwechselt, und ihn konsequent geduzt. Das fand dieser nicht so lustig, und war bei aller Offenheit doch einigermaßen über die Dreistigkeit, (oder eher die Sehstärke) der Schülers verdutzt.
Nach mehrmaligem Ermahnen sah es der besagte Schüler IMMER noch nicht ein, dass der gute kein Schüler mehr war, was zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden führte und schließlich dazu, das Herr Asendorf entrüstet ging. Kann ich voll verstehen, bin ich auch xD
Zwei Tage waren schon, folgt der dritte Tag, der eigentlich der zweite Tag war.

12. November 2008


Wieder mal früh aufgestanden.
Wir waren alle ziemlich zermartert, und manche auch schon pleite, dennoch stand heute zur freien Verfügung, und am Abend Reichstag.
Da der Vormittag und der Mittag individuell verliefen fangen wir gleich mit dem Abend an.
Es war abgemacht, das wir uns um…? Sechs? Uhr am Reichstag treffen, was in manchen Fällen sehr außergewöhnlich verlief. Wie kommen wir bloß auf die Idee, dass meine Gruppe dazu gehört hat?
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr genau, wie es eigentlich dazu kam.
Wir sahen nur zwei Jungs aus unserer Gruppe auf uns zulaufen, verfolgt von einer (offensichtlich etwas verwirrten) älteren Dame, die die beiden aufs übelste beschimpfte.
Die beiden sind nicht gerade für ihre Unschuld bekannt, aber die Dame war wohl sehr rustikal, denn sie bekamen es wie wir mit der Angst zu tun, als die Dame mit einem Messer drohte. Wir gaben uns dann als Holländer aus, um nicht mit unseren Klassenkameraden in Verbindung zu geraten (man weiß ja nie was so passiert) und waren erleichtert, als wir endlich die Stufen vor dem Reichstag erreichten.
Rettende Gruppe.
Und holla! Von Finanzkrise aber mal gar keine Spur!
Unsere liebe Frau Merkel haben wir dann auch noch von weiten gesehen, aber das niedlichste an dem Abend war Herr Krebs, der aufgeregt sich reckte, um doch noch ein kleines Stück von Angela zu sehen zu bekommen und beinahe vom Stuhl fiel, als er meinte einen alten Klassenkameraden erkannt zu haben.
Er sah mit einem Schlag 20 Jahre jünger aus. Wirklich süß.
Nachdem wir dann also unsere Lehre aus dem Abend gezogen hatten (es ist absolut ok, sich in aller Öffentlichkeit auszulachen, beinahe schon ein muss), waren wir froh, endlich ins Bett zu kommen.

13. November 2008

Es ist 9 Uhr morgens, wir haben alle gefrühstückt und heute steht das ehemalige Gefängnis Brunschönhausen (hieß es so? Dafür haben wir ja sie Redaktion)
Auf dem Plan um abends…(jetzt wird’s peinlich) in die Kinderdisko zu gehen.
Herr Asendorf hat ja versucht uns zu erzählen, wir hätten da unbedingt hingewollt, aber wir wissen es selbstverständlich besser. Er war’s.
Brunschönhausen oder wie es hieß. Das war erschreckend realitätsnah, da nicht lang vorbei und wir mit Zeitzeugen sprechen konnten die teilweise gruseliger waren, als das Gefängnis an sich.
Wir verkauften Herrn Asendorf zeitweise als Deutschlehrer, als ihn der Zeitzeuge nach Franz Kafka fragte, und ließen Herr Krebs in Erinnerungen schweifen. Oder auch nicht.
Er fand das alles auf jeden Fall ziemlich klasse und ermahnte uns auch schön aufzupassen. Sieht man nicht immer. Hat er Recht.
Wir lernten also die modernen Foltermethoden kennen die nicht minder eklig sind als die mittelalterlichen, und erlebten mit, was so etwas aus Menschen machen konnte.
Danach ging’s gleich noch ins Jüdische Museum, was sich als sehr angenehm herausstellte und wir besichtigten einige Denkmäler. Es kann gut sein, dass das nicht alles an diesem Tag war, aber wie zu Anfang gesagt: Es kommt ja nicht so aufs Zeitliche an.
Am Abend gingen wir dann…ja…tanzen. Wenn man es so nennen mag. Also ich hab’s jetzt nicht so damit.
Hat sich auch als begründet herausgestellt als ich von einem Achselshirt tragenden älteren Schüler angetanzt wurde, den man als unattraktiv beschreiben könnte, wenn man nett sein wollte, und vorher noch schön im „Käfig“ getanzt hat. Mach mir den Tiger, Baby. Ich war entsetzt oder zumindest peinlich berührt und verbrachte den restlichen Abend still in meiner Ecke.
Unserer Lehrer machten sich hingegen erstaunlich gut unter der Jugend.
Muss man ihnen lassen.
Es fehlt nur noch ein Tag, dann habt ihr es geschafft. Wir fassen ihn kurz:

14. November 2008

Abfahrt. Leider. Auf dem Rückweg noch das Schloss Sanssouci besichtigt das in Potsdam steht und verbotener Weise die Seidentapete berührt. Muahaha. Herrn Asendorf beobachtet, wie er sich im Fenster die Haare richtet. Niedlich. Endlich zu Hause.
Aber Berlin war toll und unsere Lehrer super. Herzlichen Dank!

Stellvertretend für die G9d, Naja Mewes

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